Wettbewerb "Jugend debattiert"

Ich habe teilgenommen

„Sollen ungesunde Lebensmittel stärker besteuert werden?“ oder „Soll unsere Stadt mehr Flüchtlinge aufnehmen?“ - mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich Jugend debattiert, ein bundesweiter Wettbewerb, der Rhetorik und politische Meinungsbildung an deutschen Schulen fördert.

Teilnehmen können Schüler der Sekundarstufe I und II. Das Projekt beginnt in der Schule mit einer Unterrichtsreihe zur Vorbereitung auf diesen Wettbewerb, der aus mehreren Stufen besteht. Zunächst werden in einem internen Schulwettbewerb die jeweils zwei besten Debattanten pro Sekundarstufe ermittelt, die dann am Regionalwettbewerb teilnehmen können. Dort werden erneut zwei Sieger pro Sekundarstufe ermittelt, die im Landesfinale um die Wette debattieren. Den zwei Besten je Sekundarstufe steht dann der Bundeswettbewerb offen, an dem somit 64 Schüler auf Bundesebene für den Einzug ins Bundesfinale debattieren. Die vier Besten pro Sekundarstufe qualifizieren sich nicht nur für das Bundesfinale, sondern erhalten als Preis ein sechstägiges Rhetoriksemester und die Aufnahme in das Alumniprogramm.

Die Grundlage dieses Wettbewerbes ist die Redeform „Debatte“, in der es zwei Pro-Redner und zwei Contra-Redner gibt. Es geht darum diese vier Standpunkte möglichst glaubwürdig und überzeugend zu vertreten. Hierbei wird von einer Jury, bestehend aus drei bis fünf Juroren, vier Standpunkte möglichst glaubwürdig und überzeugend zu vertreten. Hierbei wird von einer Jury, bestehend aus drei bis fünf Juroren, die Sachkenntnis, das Ausdrucksvermögen, die Gesprächsfähigkeit und die Überzeugungskraft der Debattierenden beurteilt.

Im Sinne des Wettbewerbes ist die Debatte streng reglementiert: Sie beginnt mit einer „Eröffnungsrede“, bei der jeder der vier Debattanten zwei Minuten Zeit, hat seine Position vorzustellen und für seine Seite zu argumentieren, ohne dabei unterbrochen zu werden. Den zweiten Teil bildet die „freie Aussprache“, welche zwölf Minuten dauert. Der letzte Teil besteht aus der „Schlussrunde“, hier bekommen die Debattanten eine Minute Redezeit, um ihren Standpunkt noch einmal abschließend klarzumachen. Hier darf die eigene Position auch noch geändert werden, welches aber vom Debattanten auf jeden Fall aus der vorausgegangen Debatte deutlich begründet werden muss.

Für mich persönlich fing alles mit der Unterrichtsreihe „Jugend debattiert“ im Deutschunterricht an. Zunächst führten wir sogenannte „Mikrodebatten'' durch - dies ist ein kleineres Format einer „richtigen'' Debatte -, bei denen ich erste Einblicke ins Debattieren erlangte. Nach einigen Durchführungen dieser Debatten stellte uns meine Deutschlehrerin Frau Dreimann den Wettbewerb vor, an dem mein Mitschüler Jan Niclas und ich dann teilnahmen.

Am 15.01.2015 war es dann soweit: Der Schulwettbewerb am ATH stand vor Tür. Ziemlich aufgeregt bereitete ich mich noch kurz vor acht als einziges teilnehmendes Mädchen aus Klasse 9 mit Jan auf die Debatten vor und las mir meine Argumentenpalette noch mehrere Male durch, da mitgebrachte Notizen im Wettbewerb selbst nicht benutzt werden dürfen. Als alle Debattanten alle da waren, wuurden uns per Los die verschiedenen Positionen zugeteilt.

Debattiert wurde gleichzeitig im Theaterraum und in der gegenüberliegenden Bibliothek. Unsere Streitfrage lautete „Soll der Theorieanteil im Sportunterricht erhöht werden?“ Ich vertrat die Position Contra 1 gemeinsam mit Lorenz aus der Parallelklasse als Contra 2. Die Pro-Partei zu uns bildeten Rahim und Zahel.

Während der Debatte versuchte ich mich an meine vorbereiteten Argumente zu erinnern, bemerkte aber schnell, dass diese nur zu einem Bruchteil ausreichten, da es viel mehr darum ging, offen für das Gespräch zu sein und auf den Gegenüber eingehen zu können. Genau das tat ich dann auch einfach und die Angst nahm von Minute zu Minute ab. Als Contraposition plädierten wir vor allem dafür, dass Bewegung im Sportunterricht im Mittelpunkt steht und ohnehin schon 20 % aller Kinder in Deutschland übergewichtig sind. Das Belegen unserer Argumente mit Statistiken wurde von der Jury besonders gelobt.

Lorenz und ich nahmen dann als Sieger der ersten Runde am Schulfinale teil. Debattiert wurde hier um die Streitfrage „Soll an unserer Schule die Cafeteria von einer Schülerfirma betrieben werden?“. Auch hier wurden uns kurz vor Beginn die Positionen zugelost. Jean-Luke und ich bereiteten uns als Pro-Redner vor und traten gegen die Contra-Redner Marvin und Lorenz an. Diese Debatte verlief ganz anders als die erste, was wohl möglich auch an der Atmosphäre lag: Der Theaterraum war voll, sowohl 8.- und 9.-Klässler als auch mehrere Lehrer schauten uns beim Debattieren zu. Als die Debatte sich seinem Ende näherte, wurde mir klar, dass dies höchstwahrscheinlich meine letzte Debatte gewesen sein würde, da ich sehr kompetente Gegner hatte. Trotzdem versuchte ich in meiner Schlussrede die Juroren für mich zu gewinnen. Nach dieser nervenauftreibenden Debatte fiel ihr Urteil, wer denn die Schule beim Regionalwettbewerb vertreten soll, auf Marvin Bock und mich. Jeder der Juroren gab uns noch einige wichtige Ratschläge für den noch hoffentlich langen Debattierweg. Überaus glücklich über die Platzierung als Schulsiegerin war das schon mehr als ich erwartet hatte.

Die nächste Station auf dem Weg war dann der Regionalwettbewerb im Gymnasium Bondenwald am 18.02.2015. Dafür bereitete ich mich gewissenhaft vor, recherchierte auf verschiedenen Webseiten und eignete mir das nötige Hintergrundwissen an. Ich versuchte für viele verschiedene Gegenargumente passend zu kontern. Je öfter ich mich damit auseinandersetzte desto leichter und selbstbewusster konnte ich auf Gegenargumente eingehen. Der 18. Februar rückte immer näher und damit stieg auch meine Nervosität.

Nach zwei guten Debatten über die Streitfragen „Soll bei Klassenarbeiten ab Klasse 8 die Nutzung des Internets erlaubt sein?“ und „Soll ein Umweltpfand für Mobiltelefone eingeführt werden?“ hatte ich die Möglichkeit mich mit Schülern aus verschiedensten Schulen über die Erfahrungen des Wettbewerbes auszutauschen. Besonders war ich auf das Feedback der Juroren gespannt. Das der ersten Debatte fiel sehr positiv für mich aus. Ich bekam sehr gute Kritik zu meiner ruhigen, freien und führenden Gesprächsfähigkeit. Dementsprechend fiel die hohe Punktzahl auf mein Konto. Auch die zweite Debatte verlief gut. Nach meinem persönlichen Empfinden sogar besser als die erste, wobei ich meinen großen Argument-Joker die ganze Zeit in der Hand hielt, um ihn für den Schluss aufzubewahren - doch der Verlauf der Debatte gab es nicht her, dass ich diesen zum Einsatz bringen konnte. Mein Zeitgefühl hatte mich nämlich ein wenig in die Irre geführt und ich konnte leider nicht, wie geplant, noch einmal alles rausreißen. Dementsprechend fehlte auch der Glanz in meiner Schlussrede.

Zu meinem Erstaunen fiel die Punktzahl aber leider insgesamt sehr dürftig aus. Mein Gefühl wurde auch von dem Zeitnehmer des Bondenwald-Gymnasiums, der im Vorjahr selbst als Debattant teilgenommen hatte, bestätigt. Er war derselben Ansicht wie ich, dass ich in der zweiten Debatte schlagfertiger und überzeugender argumentiert hatte und insgesamt mehr Punkte verdient hätte. Nach einer längeren Zeit des Wartens, des Bangens und des Brezelessens sollte bekannt gegeben werden, wer den Einzug ins Finale geschafft hat. In dieser Zwischenzeit unterhielt ich mich mit Marvin über die Debatten und wir waren beide der Ansicht, dass, egal wie das Urteil ausfällt, wir gewonnen haben. Falls wir nicht weiterkämen, würde uns der Druck genommen werden, und im anderen Fall hätten wir eine Chance für den Einzug ins Landesfinale.

Der Moment der Urteilsverkündung rückte immer näher. Die Juroren lasen die Namen der Finalisten nacheinander vor, u. a. den von Marvin. Mein Name war leider nicht dabei. Am Schluss fehlte es mir an einem einzigen Punkt, um im Finale zu debattieren. Doch ich freute mich für Marvins Weiterkommen und gab ihm meine volle Unterstützung. Nur knapp verfehlte er dann später den Einzug ins Landesfinale.

Meine Beweggründe für die Teilnahme am Wettbewerb „Jugend debattiert“ waren nicht nur das Weiterkommen, sondern viel mehr. Es war eine Herausforderung - mit Spaß und Aufregung dabei. Es war eine Möglichkeit meine Sichtweisen zu vielen politischen Themen zu erweitern. Es war eine tolle Erfahrung, an der ich gewachsen bin. Es war eine Förderung meiner Meinungs- und Persönlichkeitsbildung zu spannenden Themen. Insgesamt eine große Bereicherung. Auch wenn ich persönlich nicht sehr weit gekommen bin, habe ich soviel dabei gewonnen, z. B. habe ich gelernt, eine gesellschaftliche Streitfrage von verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, meine eigene Meinung überzeugender zu vertreten, aber auch mal die Meinung der Gegenseite anzunehmen. Ich habe mein Interesse an Politik vertieft und bin einfach stolz, dabei gewesen zu sein. „Jugend debattiert“ ist viel mehr als nur ein Wettbewerb - es geht darum interessierte Schüler zu fördern und auf dieser Basis die Politikverdrossenheit der heranwachsenden Generation zu minimieren.

In Jahrgang 11 wird es für uns Schüler erneut die Möglichkeit geben, am Wettbewerb teilzunehmen – und bestimmt nehme ich diese Chance wahr.

Bericht von Dafina, 10a